Turuchansk

Der Polarkreis liegt hinter uns, wir steuern Turuchansk an. Dieses Gebiet wurde das Land der schwarzen Tage und der weißen Nächte getauft. Der Ort wurde 1607 gegründet. Das 1782 erhaltene Stadtrecht mußte allerdings 1925 wieder abgegeben werden. Heute hat Turuchansk etwa 9000 Einwohner. Zwiespältige Berühmtheit erlangte der Ort durch die Verbannung von Lenins Nachfolger, der sich später den Parteinamen Stalin zulegte. Iosif Dzugashvili war im Februar 1913 in Petersburg verhaftet worden und zu vier Jahren Verbannung im Gebiet Turuchansk verurteilt worden. Dies war bereits seine achte Verhaftung. Schon fünfmal war ihm die Flucht aus der Verbannung gelungen. Im Jahre 1913 wurde Stalin zunächst in das Dorf Kostino, etwa zehn Kilometer von Turuchansk entfernt gebracht. Im folgenden Jahr wurde er nach Kurejka umgesiedelt, wo er von 1914 bis 1916 blieb und in einer kleinen Fischerhütte am Fluß lebte. Heute befindet sich hier ein kleines Museum, daß jedoch nicht um die Gunst der Touristen buhlt und deshalb auch nicht in den Programmen enthalten ist. Die noch zu Lebenszeiten errichtete überlebensgroße Stalinstatue am Bergrand hinter Kurejka überdauerte allerdings das Tauwetter der Entstalinisierung nicht und wurde Ende der 50er Jahre demontiert. In der Stadt gibt es zwei Revolutionsmuseen, eine Schule, den Flughafen, und Geschäfte. Die Bevölkerung lebt von vom jagen und fischen, und züchtet Pelztiere.

 
Gewächshaus auf sibirisch  

Gewächshaus in Turuchansk

65° 47' 13,4" Nord
87° 37' 37,8" Ost

Stalinlager

Von Turuchansk aus starten wir in zwei Gruppen mit zwei Hubschraubern einen Ausflug, zu einem Arbeitslager aus der stalinistischen Zeit. Der erste Startversuch des ersten Hubschraubers mißlingt allerdings, da die Akkus leer sind. Der zweite Hubschrauber, in dem wir mitgeflogen sind, bringt neue Akkus, und es kann losgehen. Beim Abendessen erfahren wir von unseren Tischnachbarn, die im ersten Helikopter saßen, das man Ihnen erklärt hatte, man hätte noch keine Starterlaubnis erhalten ?! Dabei war weit und breit kein Flughafen zu sehen, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das sich hier in der Pampa irgend jemand dafür interessiert, ob und wann ein Helikopter startet.

Russischer Helikopter

  Russisches Fluggerät
 

Der Flug, der ca. 45 Minuten dauert, macht die Dimensionen Sibiriens deutlich, und läßt erahnen, welche Schwierigkeiten beim erschließen dieses riesigen Landes zu bewältigen sind. (Sibirien bedeutet nämlich "Schlafendes Land") Ein Blick aus dem Fenster reicht aus, um zu glauben, daß viele die aus den Straflagern geflohen sind, freiwillig wieder zurückkamen, bevor Sie in dieser Wildnis eingingen.

Mit dem Helikopter zum Arbeitslager

  Wald und Sumpf in der Taiga

Im Straflager angekommen machen wir einen Rundgang. Das Straflager wurde hier errichtet, weil man eine Eisenbahnlinie bauen wollte. Den aufgeschütteten Bahndamm sieht man noch gut, unser Helikopter landet darauf. Als Stalin 1953 starb, wurde das Lager, wie alle anderen auch aufgelöst. Die Häuser wurden jedoch nicht abgerissen, man weiß ja nie, ob man das Lager nicht noch einmal braucht. Es gibt eine Lagerbäckerei, eine Banja, die russische Sauna, und, wir konnten es nicht fassen, ein Gefängnis !!!

Unterkunft im Straflager

  Unterkunft im Straflager
 

Das Gefängnis im Straflager

  Das Gefängnis im Straflager

Das Gelände wird langsam von der Taiga wieder zurückerobert, es hat viele Mücken, wahrlich kein Ort zum verweilen. Ich bin froh, als der Hubschrauber wieder abhebt. Nicht auszudenken, wenn die Akkus hier ihren Geist aufgegeben hätten. Koordinaten gibt es auch keine, das GPS meldet "Bad sattelite coverage" und mißt nur Mist.

Sibirien PDF   Sitemap Top weiter...
PDF
1.3MB
  SitemapzurückTopweiter